Читать книгу Corona im Kontext: Zur Literaturgeschichte der Pandemie онлайн
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Jenes Unbehagen kompensieren Strategien präventiver Selbstlegitimation: Die engagierte Widmung – so bei Sizemore (2020): „for the first responders, the high risk, and the whistle blowers“ – gehört ebenso zum Corona-Paratext wie der Hinweis auf den karitativen Zweck; in Zeiten der crise veröffentlicht auch Gallimard seine dazugehörigen Tracts digital kostenlos. V. a. in der populären Domäne sind Gesundheitswünsche Usus: „Bleiben oder werden Sie gesund!“, richten der Leserschaft Sund/Biel (2020: 264) aus, die mit ihrem „ANTI-MIKROBIELL“ präparierten Cover ein kurioses Exempel pandemischer Paratextualität bieten. Über derlei Gesten hinaus stellt sich die komplexere Frage, was diese Echtzeit-Krisenliteratur leisten kann, will und soll. „Hoffnung verbreiten“, „unterhalten und […] Mut machen“ möchte das zitierte Corona-Ende (ibid.: 6); auf delectare et prodesse – „delight and consolation“, aber auch Reflexion der „true […] story“ – setzt das Decameron Project der New York Times (DP IX, XV). Jenem „Mangel an Vorstellungskraft“, der sich hinter „fehlende[r] Solidarität“ verbirgt (Giordano 2020: 40), gilt es auf dem Weg der Literatur beizukommen, spielerische Schule anti-egozentrischer Imagination.