Читать книгу Republik der Werktätigen. Alltag in den Betrieben der DDR онлайн

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Doch ich sollte mich irren. Mehr und mehr gewöhnte ich mich an die Bedingungen und meine Bewegungen wurden routinierter, obwohl ich selten über 500 bis 600 Kohlen pro Schicht hinauskam. Von Tag zu Tag lernte ich auch das gute Essensangebot der Betriebsküche zu schätzen und nahm zunehmend an den Pausengesprächen der Kollegen teil. Trotz Unterschieden im Alter, in der Konstitution und in den Interessen besaßen sie untereinander viele Ähnlichkeiten. Sie verrichteten alle täglich dieselbe Arbeit, die meisten bereits jahrelang. Es wechselte nur die Größe der zu schleifenden Kohlen, und alle paar Wochen erteilte der Meister Sonderaufträge. Das hieß meist in anderen Bereichen aushelfen.


Solidaritätsaktion im Kulturhaus des VEB Elektrokohle Lichtenberg (BArch Bild 183-F1212-0034-001 / Hein Junge)

Natürlich war ich neugierig, wie man die schwere Arbeit längerfristig leisten konnte. Da war zuallererst das Geld. Die Entlohnung im VEB Elektrokohle Lichtenberg für eine Tätigkeit ohne Vorqualifikation war sehr gut. Mit einer 110-prozentigen Normerfüllung und den Zulagen konnte man an die 1.000 Mark im Monat verdienen, jedenfalls mehr als die Ingenieure, wie meine Kollegen mir grinsend berichteten. Und der Betrieb kümmerte sich um seine Werktätigen. Eine neue Wohnung wurde einem schneller als anderswo zugeteilt, die Sozialleistungen stimmten, und wenn man ein Anliegen hatte, ging man zur Gewerkschaft oder Partei und haute auf den Tisch, so dass Lösungen gefunden wurden.


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