Читать книгу Kritik der digitalen Unvernunft. Warum unsere Gesellschaft auseinanderfällt онлайн

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Im Zuge der noch effektiveren Ausbeutung der Ware Buch waren Amazon natürlich auch die Urheberrechte ein Dorn im Auge. Vor allem die in mehreren europäischen Staaten geltende Buchpreisbindung verhindert derzeit noch, dass Amazon in diesen Fragen nach Gutdünken verfährt und gedruckte Texte mit Küchenrollen und Einwegflaschen auf eine Stufe stellt. Am liebsten würde das Unternehmen Bücher zur Ramschware deklarieren, an der niemand mehr verdient – außer natürlich Amazon selbst. In den USA bekamen Verlage, die vom Online-Händler einen Mindestpreis forderten, bereits die Härte des entfesselten Marktes in Form von Gerichtsurteilen zu spüren. Einen weiteren Angriff auf das Kulturgut Buch führte Amazon, als es die Funktion Kindle Direct Publishing zur Verfügung stellte, über die jeder ein Buch veröffentlichen kann. Wirklich jeder. In weniger als fünf Minuten. Die bislang von Verlagen geleistete thematische Kuratierung entfällt dabei ebenso wie die Betreuung durch ein Lektorat. So führte die marktbeherrschende Stellung von Amazon einerseits zur Profanisierung des Buches und andererseits zu einer neuen Form von Zensur. Sie findet nun bei dem mittlerweile zum digitalen Allesverramscher gewandelten ehemaligen Online-Buchhändler nicht aus politischen, sondern aus unternehmenspolitischen Gründen statt. Jeder Anbieter, der sich nicht an die von Amazon diktierten Spielregeln hält, hat mit Sanktionen zu rechnen. Der Schrecken der verminderten Sichtbarkeit und damit der eklatanten Umsatzeinbuße zwingt jeden Verlag in die Knie, wenn er von einem Händler an die Wand gemalt wird, über dessen virtuellen Tresen unterdessen gut ein Fünftel aller Bücher gehen.


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