Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Hier treten nun Lessing und Schiller ein, der eine auf der Aristotelischen, der andere auf der Kantschen Philosophie Fuß fassend. Soweit die heute geltende "Poetik" auf einigermaßen festem Boden steht, stützt sie sich in den Fundamentalsätzen überall auf die von Lessing und Schiller gewonnenen Resultate. Sie beginnt erst recht eigentlich mit dem "Laokoon", und der Laokoon mit der "Hamburgischen Dramaturgie" liefert ihr noch heute den größten Teil ihres Besitzstandes.

Eine historisch-kritische Darstellung der deutschen Poetik wird also nicht umhin können sich zunächst mit den Fragen auseinanderzusetzen: Wie weit sind die in den genannten Schriften aufgestellten Fundamentalsätze noch heute in Geltung? Mit welchem Rechte sind sie zum Teil bestritten oder bestreitbar? Sofern sie fehlerhaft sind, wo sind diese Fehler zu suchen, in den Voraussetzungen oder in den Schlussfolgerungen? Ist demnach die Methode der Untersuchung oder sind die Grundprinzipien zu verwerfen?

Mit einem Worte: ehe die eigentliche Darstellung begonnen werden kann, wird der Versuch zu machen sein, einen möglichst objektiven und absoluten Maßstab der Beurteilung zu konstruieren, und jener Versuch wird notwendig von der Prüfung jener mit Recht in ihren Hauptresultaten als kanonisch geltenden Schriften seinen Ausgang nehmen müssen. Zunächst also von Lessings Laokoon. In den folgenden einleitenden Abschnitten soll dieser Versuch gemacht werden.

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