Читать книгу Der Dunkelgraf онлайн

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Dieser hob erheitert und das Herz geschwellt von einer namenlos seligen Empfindung, wie er sie noch nie gekannt, das köstliche Trinkgefäß und sprach: Von ganzem Herzen trinke ich auf das Wohlgedeihen dieses hohen und edeln Hauses!

»Drink al ut!« sprach mit dem sanften Lächeln der schuldlosesten Heiterkeit Ottoline, jenen guten und schönen Spruch, den das Jungfrauenbild am Oldenburger Horne auf einem Zettel emporhält, und begeistert von so liebevollem Wort leerte der junge Graf den Goldpokal bis zur Nagelprobe. Sein Herz war viel zu unbefangen, ebenso wie das Ottolinens, völlig die doppelsinnige Schärfe der Anspielung des Erbgrafen zu verstehen; er gefiel sich in den Banden, welche hier Lieblichkeit und Anmuth mit Dankbarkeit und der seelenvollsten Güte eines jungen weiblichen Herzens um ihn schlangen, und hielt die Versöhnung für vollkommen.

Anderes ging im Gemüthe des Erbherrn vor; sein menschenkundigerer Blick sah eine drohende Doppelgefahr, welche schon, wie er wahrzunehmen glaubte, im Beginn schien, zwei ahnungslose Herzen zu umgarnen: der Scharfblick erwachender Eifersucht glaubte bereits Entdeckungen zu machen, welche die Anspielung auf jenes Wunderhorn der heimathlichen Sage rechtfertigten. Daher blieb Graf Wilhelm den Rest des Abends beim Thee ruhig und kalt-höflich, und sah es nicht ungern, daß Ottoline, indem sie vom Schrecken der überstandenen Gefahr sich doch angegriffen fühlte, sich zeitig zurückzog. Scheidend gute Nacht wünschend, sprach sie noch zu dem Gaste: Morgen beim Frühstück, hoffe ich, wollen wir uns alle frisch und heiter zusammen finden; da soll noch einmal der Falk von Kniphausen kreisen, und dann sollen Sie auch unsere kleine liebe Ottoline sehen. Träumen Sie angenehm in unserm Schlosse! Gute Nacht!

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