Читать книгу Tausend Kilometer Süden. Eine Erzählung vom Radfahren in den Bergen онлайн

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Auch der Engländer, der sich schon vor Jahren dem Mille du Sud verschrieben hat, redet vom Randonneur. Beim Sprechen fällt seine Betonung in eigentümlicher Weise auf die erste Silbe, was dem Wort mit dem breiten »R« einen leicht ironischen Beigeschmack gibt. Aber es mag sein, dass der Engländer, der hier in der Provence schon viel durchlebt hat, gar nicht mehr anders von uns sprechen kann als in diesem ironischen Tonfall, gepaart mit einem rauen und herzhaften Lachen, bei dem er den Kopf nach hinten wirft, was zur Gegenrede herausfordert. Dann legt er den Kopf schief, um den Entgegnungen besser folgen zu können – vielleicht, weil er auf einem Ohr schlechter hört, vielleicht ist es aber auch nur eine Angewohnheit. Er ist ja nicht mehr der Jüngste, und wer weiß, was sich in seinen Jahren schon alles ereignet hat und bei ihm zu dieser seltsamen Haltung geführt hat. Gleichwohl sieht er wie immer kräftig aus, und sein Gesicht ist gerötet, was daran liegen mag, dass er als Nordeuropäer die Sonne nicht verträgt, und in diesem Sommer gab es viel davon, wohl auch in England. Womöglich liegt es aber auch ein wenig daran, dass er es schätzt, sich am Vortag noch etwas Mut anzutrinken, und da geht es ihm nicht anders als den anderen am Tisch. Deren Gesichtsfarbe jedoch geht ins Braun, abgesehen von den Nasen, die stets auch einen Schimmer von Rot in sich tragen, denn sie sind viel im Freien unterwegs und der Sonne stärker ausgesetzt als der Rest des Gesichts – ganz zu schweigen vom Rumpf, der, würde man den Anwesenden die Trikots und T-Shirts vom Leibe ziehen, in seiner erschreckenden Farblosigkeit an Maden erinnert, die jahrein, jahraus in Dunkelheit leben.

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