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Das ist nicht so zu verstehen, als hätte es vor den Zeiten des Geldes kein Darben, keine Qual und keine Gewalt gegeben. Und noch ein anderes Missverständnis gälte es zu vermeiden, welches Sohn-Rethel lange gepflegt hat, nämlich dass mit der ersten Prägung von Münzen, also zu frühen Zeiten der griechischen Antike, das Geld bereits den nexus rerum gebildet, das heisst bereits die Kraft erlangt hätte, materiell eine Gesellschaft insgesamt zu tragen – und damit jene Wirkungen zu zeitigen, die ich meine. Dazu nämlich kommt es erst mit Anbruch der europäischen Neuzeit, ja, der Übergang zu einer auf Geld beruhenden Wirtschaft, der sich im Verlauf des sogenannten «langen» 16. Jahrhunderts vollzieht, ist geradezu der Beginn dieser Neuzeit. Selbstverständlich hat es auch in den Zeiten vor 1500 Geld gegeben, aber bis dahin – und in Ländern ausserhalb Europas gilt dies noch sehr viel länger – bleibt die Erzeugung von Gütern überwiegend eine Erzeugung für den Selbstbedarf. Das heisst, die Dinge, die eine Gesellschaft zu ihrem Leben brauchte, wurden zum grössten Teil nicht als Ware produziert, um dann erst gegen Geld verkauft zu werden. Sie sind vielmehr entweder direkt von denen hervorgebracht worden, die sie auch verbrauchten, oder wurden von anderen, die sie dank der Machtverhältnisse und durch unmittelbare Verfügung an sich brachten, weiterverteilt an die von ihnen Abhängigen. Solange der gesamte Lebensprozess einer Gesellschaft auf dieser Grundlage ruhte – also bis zur mittelalterlichen Feudalgesellschaft –, war er noch nicht von Warenproduktion und vom Tauschwert der Waren beherrscht. Und also nicht vom Geld. Spät erst, mit dem Übergang Europas in die so definierte Neuzeit, beginnt das Geld die gesamte Gesellschaft zu durchdringen und die Versorgung der Menschen mitsamt ihrer Verbindung bestimmend von sich abhängig zu machen. Und damit erst schafft es die historisch sehr spezifischen Verhältnisse, von denen ich spreche und die spätestens heute erkennen lassen, dass es, trotz Reichtum und unvorstellbar gesteigerter Produktivkräfte, grundsätzlich nicht gut mit ihnen geht.

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