Читать книгу Mythen, Macht + Menschen durchschaut!. Gegen Populismus und andere Eseleien; Kommentare 2013-1984 онлайн
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Zur Erinnerung: Für Verfassungsänderungen ist sowohl eine Mehrheit der Abstimmenden als auch eine Mehrheit der Kantone notwendig. Eingeführt wurde diese Neuerung 1848, um die im Sonderbundskrieg unterlegenen konservativ-katholischen Kantone vor der Majorisierung durch die liberalen Stände zu schützen. Heute gibt es in unserem Land mehr Katholiken als Protestanten. Ein weiterer Grund, dass sich dieses in die Jahre geratene Konstrukt des Föderalismus gegen die Volksmeinung richten kann, liegt in der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung der Kantone. Viel zitiertes Beispiel: Appenzell Innerrhodens Bürgerinnen und Bürger haben bei Verfassungsabstimmungen mittlerweile 44 Mal mehr Gewicht als jene Zürichs (»One man, one vote«, urdemokratische Formel!). Im Extremfall können heute in der Schweiz neun Prozent der Stimmberechtigten auf diese Weise einen Mehrheitsentscheid des Volkes zu Fall bringen. Die Kollision zwischen Volks- und Ständemehr wächst zu einer der größten Herausforderungen für unsere Direktdemokratie heran.