Читать книгу Dichter und ihre Gesellen. "Eitelkeit macht dumm" онлайн

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Er hatte alle Fenster des Schlafzimmers offen gelassen, um den Morgen nicht zu verschlafen. Da war es ihm, als gingen draußen fröhliche Stimmen unter den Fenstern auf und nieder und riefen immerfort in seinen Schlummer hinein: »Frisch auf, schlafe nicht mehr! Wunderbare Berge und Gründe, schimmernde Fernen, frisch auf! Und schöne, helle, fröhliche Zeit!« – Er sprang endlich empor und blickte durchs Fenster. Es war noch Nacht; dennoch kleidete er sich in langentbehrter Reiselust sogleich an, ging durch das stille Haus an Florentinens Schlafkammer vorüber und machte noch schnell einen Gang durch den Garten. Es war in der Nacht ein warmer Regen gefallen, die Nachtigallen schlugen überall aus den erfrischten Büschen, hin und her bellten Hunde fern in den Dörfern, sonst lag alles noch still im prächtigen Mondschein unter dem weiten, gestirnten Himmel. – Als er zurückkehrte, hörte er unten im Hause leise ein Fenster öffnen, es war Florentine, die sich in leichter Morgenkleidung hinauslehnte. »Zisch aus! zisch aus!« rief sie ihm entgegen, »ich bin früher wach gewesen als Sie!« Dann, sich im Garten umsehend, sagte sie, »das ist gerade wie damals, da Sie hier das Ständchen brachten und wir Sie zum erstenmal sahen. – Nun wird es hier wieder recht einsam sein, und ich wollte Sie eben nur noch bitten, daß Sie auf Ihrer Reise von sich hören lassen und manchmal an Waltern schreiben, der Ihnen außerordentlich gut ist und gern von fremden Ländern hört.« – Fortunat versprach es und bat sie um einen Kuß zum Abschiede. – »Warum nicht gar!« rief das Mädchen lachend, indem sie ihm schnell die Hand hinausreichte, dann schloß sie geschwind das Fenster, und er sah sie nicht wieder. Fortunat warf sich nun ungesäumt auf sein Pferd und ritt durch die hohe, dunkle Allee an dem Gittertor des Gartens und dem stillen Dorfe vorüber. Draußen auf dem Berge aber wandte er sich noch einmal zurück. »Gesegnet«, rief er, »du schönes Waldtal, in deiner glückseligen Abgeschiedenheit, möge der Sturm der Welt dich nie verstören!«

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