Читать книгу Flamme Rouge. Nur noch 1000 Meter - Radprofis erzählen ihre Schicksalsmomente онлайн
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Erst nach dem Zielstrich begreift Ciolek seinen Erfolg
Jetzt beginnt das Taktieren, die Fahrer drehen sich zueinander um, nehmen Tempo raus. Als sich Taylor Phinney (BMC) von hinten der Gruppe nähert, startet Peter Sagan seinen Sprint, rund 200 Meter vor dem Ziel. Der große Favorit des Rennens sieht wie der sichere Sieger aus, wie bereits eine Woche zuvor, als er beim Etappenrennen Tirreno–Adriatico zwei Tageserfolge – einen im Massensprint und einen aus einer Gruppe heraus – erlangen konnte. Bis sich Ciolek aus seinem Windschatten löst, links zu Sagan aufschließt und sich unter heftigem Nicken des Kopfes sogar an Sagan vorbeischiebt. Erst nach dem Zielstrich erkennt Ciolek, dass er gerade den wichtigsten Sieg seiner Karriere und den größten Erfolg für sein Team errungen hat. Mit einem lauten Schrei begleitet der Kölner seinen Erfolg, unter dem ungläubigen Seitenblick von Sagan. Ein Schrei, in dem noch viel mehr mitschwingt als die Freude eines Überraschungssiegers.
La Classicissima, wie das Rennen von Mailand nach Sanremo auch respektvoll genannt wird, ist zwar mit 298 Kilometern Distanz das längste Eintagesrennen der Saison, aber trotz der außergewöhnlichen Länge bei den meisten Fahrern beliebt. Die Strecke ist weitestgehend flach und der Rennverlauf meist vorhersehbar: Es gibt oft harmlose Fluchten, so richtig ernst wird es aber erst an der Cipressa und am Poggio di Sanremo, den beiden Anstiegen im Finale des Rennens, wo stets heftig attackiert wird – bevor es am Ende meist aber doch zum Gruppensprint kommt.