Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

4 страница из 85

»Warum sind Sie dann MIT FAHRRAD unterwegs?«

Der Weg zur einsamen Unterkühlung hatte unter grausam anderen Umständen seinen Anfang genommen. Im August zuvor saß ich vor einem Café in Florenz und ließ einen weiteren Tag an vorderster Front des abseitigen Reisejournalismus ausklingen. In diesem Fall war ich daran gescheitert, unter einer innerstädtischen Brücke und unter den wachsamen Blicken einer Hundertschaft ortsansässiger Zuschauer Riesenwelse zu fangen. Mein Handy klingelte: Es war der Deutschland-Korrespondent des Guardian, und er bat mich um meine Meinung über etwas, von dem ich, statt mir wie sonst nur zu wünschen, dass es so wäre, tatsächlich noch nie gehört hatte. Entsprechend kurz fiel unsere Unterhaltung aus, gerade lang genug, um meinem Gesprächspartner eine griffige Schlagzeile zu liefern: »Teilzeitradler weiß nichts über den neuen Iron Curtain Trail.«

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Heimweg. Den üblichen Billigflieger hatte ich für diese Reise gegen die vierrädrige Frucht einer Geizkragen-Midlife-Crisis eingetauscht: einen zweitürigen, nicht ganz schrottreifen 18 Jahre alten BMW, den ich unlängst günstig erworben hatte. Es war eine nachdenkliche Fahrt, teils aufgrund meiner nachlässig gewählten Route, teils weil sich der Kühlerschlauch löste, wann immer ich Gas gab. In Norditalien fand ich mich auf weiten, gewundenen Abschnitten der Straßen wieder, auf denen ich zwei Jahre zuvor gefahren war, als ich auf einem 99 Jahre alten Fahrrad mit hölzernen Felgen auf den Spuren des Giro d’Italia von 1914 gewandelt war. In Frankreich begegnete ich einigen der alpinen Anstiege wieder, derer ich mich noch, weitaus vager, von meiner Rundreise auf der Strecke der Tour de France 2000 erinnerte. Und die ganze Zeit geisterte mir die Idee im Kopf herum, den besagten Iron Curtain Trail, einen Radwanderweg entlang des früheren Eisernen Vorhangs, in Angriff zu nehmen.

Правообладателям