Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Ich kehrte heim mit einer neuen Obsession und der Befähigung, in einer Auswahl von fünf kontinentalen Sprachen um demineralisiertes Wasser zu bitten. Als ein Kind des Kalten Krieges – den ich zudem viele Jahre als richtiger Erwachsener erlebt hatte – konnte ich noch immer nicht fassen, dass man heute unbesorgt kreuz und quer entlang des Todesstreifens herumreisen konnte. Meinem jüngeren Ich wäre das völlig undenkbar erschienen. Mit zwölf hatte ich ein holzverkleidetes Kurzwellenradio aus russischer Fabrikation erstanden und endlose Stunden damit verbracht, den geisterhaften Pausenzeichen von Propagandasendern aus sowjetischen Satellitenstaaten zu lauschen, Endlosschleifen zehntöniger Trompetenfanfaren, unterbrochen von der schmeichlerischen Stimme eines Überläufers, die verkündete: »Hier ist Radio Prag, Tschechoslowakei.« Ich war davon gleichermaßen fasziniert wie verängstigt. Damals wäre man kurzerhand dafür ins Gulag geschickt worden, Wrigley’s Juicy Fruit hinter den Eisernen Vorhang zu schmuggeln, oder aber man wäre erschossen worden bei dem Versuch, darüber hinwegzuklettern. Heute konnte ich den einstigen Todesstreifen mit dem Rad passieren, wie es mir gefiel.

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