Читать книгу Mit dem Klapprad in die Kälte. Abenteuer auf dem Iron Curtain Trail онлайн

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Welch herrlich kühles und belebendes Gegenmittel wäre eine solche Reise doch zu diesem sonnenverdörrten südeuropäischen Sommer, dem ich aktuell ausgesetzt war und der noch dazu durch regelmäßige Gesichtsduschen aus Frostschutzmittel verschönert wurde, die ich jedes Mal verpasst bekam, sobald ich in einer Parkbucht die Motorhaube öffnete. Dazu gesellten sich nostalgische Erinnerungen an eine dreimonatige Reise quer durch Skandinavien und weite Teile des Ostblocks, die ich 1990, nur wenige Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer, mit meiner Frau unternommen hatte. Dieses ebenso überambitionierte wie unterbudgetierte Abenteuer hatte, wie mir nun klar wurde, die Vorlage für sämtliche meiner anschließenden Reisen geliefert. Wir schlugen uns mit gestohlenem Speck durch und wechselten uns ab am Steuer eines – hmmm – zweitürigen, 18 Jahren alten Saab.

Auf die damalige Reise zurückblickend, zogen vor meinem geistigen Auge wiederkehrende Bilder ausgedehnter, durch eine versiffte Windschutzscheibe betrachteter Ebenen vorüber. Die Aussicht, unbeschwert durch eine so wundervoll flache Gegend zu radeln, übte ungemeinen Reiz aus auf einen Mann, der nun durch eine andere versiffte Windschutzscheibe auf einige der grausamsten Steigungen unseres Kontinents blickte: Steigungen, die er sich mit einem Rad hinaufgequält hatte, als er entweder schon ein wenig zu alt für ein solches Unterfangen gewesen war oder aber viel zu alt. Andererseits war dieser Mann inzwischen zwei Jahre älter als viel zu alt, und 6.700 Kilometer, die Gesamtdistanz des Iron Curtain Trail, wie der Korrespondent des Guardian der vorliegenden Pressemitteilung entnommen hatte, waren das Doppelte dessen, was er jemals zuvor am Stück geschafft hatte.

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