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Wenn Kultur also nicht so sehr den Freiraum von persönlicher Freiheit, sondern sehr viel eher den RaumRaum ihrer Beschränkung darstellt, dann werden die wiederum kulturellen und psychologischen Motive dieser Feindschaft zumindest nachvollziehbar. FreudFreud, Sigmund benennt insgesamt drei Ursachen:

 Kultur bedeutet Verzicht auf Glücksmaximierung (wie sie durch literarische Figuren wie Pantagruel und Gulliver sinnfällig wird).

 Kultur bedeutet Beschneidung der individuellenindividuell Freiheit.

 Kultur bedeutet HerrschaftHerrschaft und Beherrschung.

Wir kommen damit zur zweiten Zwischenbilanz unserer Neulektüre (reécriture) von FreudsFreud, Sigmund durch und durch ambivalenter Schrift. Schien es auf den ersten Blick so, dass die KonstruktionenKonstrukt, Konstruktion der Kultur tragfähig sind, so macht der Verweis auf das Unbehagen in der Kultur in Gestalt periodisch wiederkehrender Kulturkritik deren Fragilität sichtbar. Es handelt sich im Falle kultureller Erscheinungen um Provisorien, eben um Hilfskonstruktionen. Diese sind zwar unabdingbar zur Überbrückung des tragischen Grundkonflikts, der aller Kulturbildung zugrunde liegt, aber sie bürden dem Menschen zu viele Verzichtsleistungen auf, die ihm unzumutbar erscheinen. Die PsychoanalysePsychoanalyse etabliert sich als Kulturtheorie, indem sie dieses Unbehagen nicht widerlegt sondern analysiert, und dabei auch ihre neurotischen Symptome ins Blickfeld rückt. In dieser Version wird die andere Seite unserer ZivilisationZivilisation sichtbar, die Gegenstand einer Kulturkritik ist, die ohne utopischen Ausweg auskommt (vgl. die Analysen in den frühen Arbeiten Michel FoucaultsFoucault, Michel → Kap. 8).

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