Читать книгу Kulturtheorie. Einführung in Schlüsseltexte der Kulturwissenschaften онлайн

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Aber so versöhnlich endet FreudsFreud, Sigmund Kulturtheorie mitnichten. FreudFreud, Sigmund hat seine Schrift mit einem Umweg begonnen. Nachdem er eine erste Bestimmung der Kultur als eines existenziellen Hilfsprogramms vorgestellt hat, forciert er zunächst nicht seine theoretischen Bemühungen um einen stringenten Begriff von Kultur, sondern wählt abermals einen Umweg. Anstatt direkt auf sein Ziel, die Entfaltung einer psychoanalytischen Theorie von Kultur, zuzusteuern, wendet er sich der Frage zu, warum es in der modernenModerne, modern, -moderne Welt eine anhaltende Feindschaft gegen die Kultur gibt: Unbehagen an der Kultur in der Kultur. FreudFreud, Sigmund diskutiert das Thema der Kultur nunmehr nicht primär aus eigener Perspektive, sondern aus der Fremdperspektive, aus dem Blickwinkel der Kritiker. Dabei wird schnell deutlich, dass es sich nicht um ‚Kultur‘ schlechthin handelt, sondern um die okzidentale Kultur. Diese Kritik hat – kulturgeschichtlich besehen – einen unverkennbar deutschen Einschlag. Dieser kulturkritische DiskursDiskurs reicht von einer intensiven Rousseau-Rezeption, über HerderHerder, Johann G. und die RomantikRomantik bis in die Gegenwart FreudsFreud, Sigmund: LebensreformbewegungLeben, Lebens-, -leben, Oswald SpenglersSpengler, Oswald und Ludwig KlagesKlages¸ Ludwig‘ Abgesänge auf die westlich-abendländischeAbendland, abendländisch Kultur. Diese Kulturkritik erlangt schon vor dem Ersten Weltkrieg eine gewisse kulturelle HegemonieHegemonie oder – um mit FoucaultFoucault, Michel zu sprechen – Diskursmacht, sie wird tonangebend und setzt – links wie rechts – revolutionäre meta-politische Suchbewegungen in Gang, in denen sich Konzepte von kultureller und gesellschaftspolitischer Revolution überkreuzen. Mit Diskursmacht (→ Kap. 8; Hegemonie → Kap. 12) ist nun nicht gemeint, dass eine ganze Epoche mit dieser radikalen Kulturkritik einverstanden ist, sondern vielmehr der Umstand benannt, dass sie so sprachmächtig und auch – im doppelten Sinn des Wortes – sprachgewaltig ist, dass man sich mit ihr auseinandersetzen muss. Selbstredend gibt es in diesem Zusammenhang im psychoanalytischen Lager solche radikalen Bestrebungen, Wilhelm ReichReich, Wilhelm und die Sexpol-Bewegung der 1920er Jahre sind die bekanntesten Beispiele für diesen anti-ödipalen Effekt.

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