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Kulturtheoretisch von Belang ist, dass jene FunktionenFunktion von Kultur, die gemeinhin als primär gelten – symbolische Partizipation an der Welt, Bearbeitung von NaturNatur (→ Kap. 1) – auf merkwürdige Weise in die zweite Reihe rücken. Das liegt an FreudsFreud, Sigmund spezifischem Fokus: Die Welt des Menschen, die Kultur, wird aus dem Blickwinkel des libidinösen Ich betrachtet. Wendet man das erzähltheoretische Werkzeug, wie es Gerard Genette und Mieke BalBal, Mieke entwickelt haben (→ Kap. 13), auf FreudsFreud, Sigmund Schrift an, so wählt der Autor, der mit der Stimme eines kulturwissenschaftlichen Erzählers spricht, eine überaus originelle FokalisierungFokalisierung: Erzählt wird die GeschichteGeschichte nämlich aus der Perspektive des libidinösen Ich, dessen Irrfahrten die Abhandlung wiedergibt. Deren unsicherer, ungeschützter Hafen ist die Kultur.

Aus dieser Perspektive entstehen KunstKunst, Kunstwerk und Dichtung nicht aus dem Wunsch, der Welt einen gültigen Sinn zu verleihen, sondern aus dem Drang eines Lustprinzips, das sich unter widrigen Umständen seinen Weg bahnt. Ganz Ähnliches gilt für die TechnikTechnik, -technik, das Engagement für die ZivilisationZivilisation. Auch hier tritt das Argument, dass es sich um eine kollektive Veränderung natürlicher Gegebenheiten und – damit verbunden – der Verbesserung menschlicher LebensbedingungenLeben, Lebens-, -leben handelt (so die geläufige Selbstinterpretation der Technik in der modernen westlichen Kultur), hinter die Vorstellung zurück, Technik entstehe dadurch, dass das Lustprinzip sich angesichts des Elends dieser Welt gegen Frustration und Enttäuschung abhärtet. Kultur- und geistesgeschichtlich betrachtet sind auch in diesem Skeptizismus heroisch-männliche Elemente, wie sie wohl für FreudsFreud, Sigmund Epoche charakteristisch waren, unübersehbar: der GlaubeGlaube an Technik und Wissenschaft, die vormoderneModerne, modern, -moderne Vorstellung von Kunst und Literatur als schönen Entschädigungen für das Grau des AlltagsAlltag, Alltagskultur, Alltags-.

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