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«Eine einzige, zynisch berechnete, von sämtlichen Räten abgesegnete Betonverwüstung, eine Ausbeutung und schamloseste Schändung ohnegleichen ist das, was hier einer schönen kleinen Stadt angetan wird», schreibt der gebürtige Zuger Urs Herzog, Professor an der Universität Zürich, über seine Heimatstadt, die er heute nicht mehr erträgt. Die Altstadt wirkt so komisch in diesem Beton, als sei sie vom Himmel gefallen. Sie ist sinnlos geworden in der neuen Umgebung, eine Puppenstube für Denkmalpfleger, wird von ihrem Kontext relativiert und lächerlich gemacht.

Eine «ratlose Überfremdung» nennt alt Bundesrat Hürlimann diesen Zustand – aber hat er als Alt-Verwaltungsrat der Phibro ag, als ehemaliges Mitglied der Zuger Regierung, welche die ausländischen Firmen mit Steuerbegünstigungen nach Zug holte, wirklich keinen Rat gewusst? Heute ist er «ständiger kultureller Berater» der Marc Rich und Co., wie man bei dieser Firma erfahren kann, während er selbst, bescheiden, seine Rolle viel kleiner sieht: Er habe Marc Rich «ein einziges Mal» kulturpolitisch beraten. Welche Sache das war, möchte er nicht sagen. Er möchte überhaupt fast nichts sagen, wenn man ihn telefonisch befragt; will den Reporter auch nicht empfangen, seine Devise sei: Servir et disparaître, und nachdem er nun dem Kanton Zug und der Eidgenossenschaft an gut sichtbarer Stelle gedient hat, möchte er wohl ganz verschwinden – und doch ist er noch da. Vom Kanton Zug und seiner Wirtschaftspolitik verstehe er nichts, da sei er nicht kompetent, der Reporter solle sich diesbezüglich an den Alt-Stadtpräsiden-ten Hegglin wenden, diesem aber auf keinen Fall verraten, dass er, Hürlimann, dem Reporter geraten habe, sich an ihn zu wenden (dem Leser darf ich es verraten, das wurde mir nicht verboten).

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