Читать книгу Zehn unbekümmerte Anarchistinnen. Roman онлайн

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Wir waren zehn, jetzt sind wir nur noch eine, Valentine Grimm, geboren am 30. November 1845. Wir sind die jüngste der Schwestern Grimm. Mit vierundsechzig sind wir im richtigen Alter, um Bilanz zu ziehen.

Bisher haben wir vor allem Denkschriften zu be­son­deren Anlässen, erfundene Geschichten, um Kinder zum Träumen oder misstrauische Feinde auf andere Gedanken zu bringen, und ein paar hübsch formulierte Briefe an Freundinnen verfasst. Diesmal sind wir die Berichterstatterin unserer Gefährtinnen.

Uns liegt weder an Spott noch an Glorifizierung. Einfach unsere Porträts, unsere Liebesgeschichten, un­sere Überzeugungen, keine Urteile, keine Übertreibungen. Eher eine Art politisches Testament, also eine ernste Sache. Wie Sie sehen werden, hatten wir alle ein ausgefülltes Leben. Wenn wir uns schriftlich äußerten, unterzeichneten wir stets mit Pseudonym oder mit «einige unbekümmerte Frauen».

Wir hatten uns gegenseitige Hilfe in jeder Lebenslage versprochen, auch bei Aktionen, die unsere Feinde gewalttätig nannten, obwohl sie sich nur gegen Ungerechtigkeiten richteten. So haben wir, die nach Urugu­ay geflüchtete Valentine, heute beschlossen, Ihnen möglichst wahrheitsgetreu zu erzählen, was es kostet, die Welt neu zu erfinden.