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In vielen Häusern herrschte die ganze Nacht hindurch ein Kommen und Gehen. Das Thermometer zeigte minus zehn Grad an, die Fensterscheiben waren mit einer dicken Schicht Eisblumen überzogen. Junge Leute kamen vorbei, um zu erzählen, dass sie alle Konservativen besucht hätten, um sie ordentlich zu verprügeln. Angeblich war ein Polizist bewusstlos im Schnee aufgefunden worden, neben ihm ein Blutfleck. Die Sa­che war ernst, man musste rasch irgendeine Ge­­schichte erfinden, sagen, er habe wie immer zu viel getrunken. Wir verstan­den nicht, was los war. Aber wir sahen, wie die Erwachsenen sich aufregten, als die Berner am nächsten Morgen in der Zeitung behaupteten, es habe einen Aufstand gegen die Obrigkeit gegeben.

Statt uns in die Schule zu schicken, nahmen unsere Eltern uns mit auf die Straße, um lauthals Lieder gegen die Konservativen zu singen. Auf dem Marktplatz war ein Freiheitsbaum aufgestellt worden, eine große Tanne, nicht sehr stabil befestigt. Wir haben sie alle auf den jungen Gagnebin fallen sehen. Die Leute rannten in alle Richtungen, das Schlimmste aber war die Frau, die schrie: Das ist mein Mann, tut doch was! Doch der rührte sich nicht mehr, denn, auch wenn sich das blöd an­hört, er war tot.

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