Читать книгу Zehn unbekümmerte Anarchistinnen. Roman онлайн

7 страница из 41

Hinter dem durch den Spitzpflug mehr oder weniger hoch aufgetürmten Schneewall begrüßten die Be­woh­ner von Saint-Imier ihr Musikkorps mit Applaus. Knaben und Männer mit bloßen Händen, Mütter und junge Mädchen, ohne ihre Wollhandschuhe auszuziehen. Ein Vater bückte sich, um seine Tochter zu Boden zu lassen, seine Schultern waren vom Schneeschippen müde. Wir haben deshalb nicht genau mitbekommen, wie der un­beliebte Lehrer den Streit auslöste, als die Musik an der Schule vorbeizog. Heute ist der letzte Sonntag vom Basswitz, nieder mit den Roten!, hörte ihn Valentine brüllen. Ein Verwandter verwies ihn in die Schranken: Geh nach Hause, du Mistkerl! Als der Lehrer sich weiter aufspielte, traf ihn ein Schneeball mitten ins Gesicht, kein dicker Brocken, aber seine Brille überstand den Angriff nicht. Der Lehrer sah nichts mehr und musste sich wü­tend verziehen.

Abends in den Häusern wurde im Kreis der Familien über den Vorfall gesprochen. Im ersten Augenblick hatten wir das alles nicht richtig verstanden. Jedermann schätzte doch den Doktor Basswitz, der deutscher Staatsbürger, Israelit und politischer Flüchtling war. Er hielt schöne Vorträge über Jean-Jacques Rousseau, behandelte die ar­men Leute, ohne Geld dafür zu nehmen, war sogar Ge­­mein­derat gewesen. Aber die da oben in Bern hatten be­schlossen, ihn zu vertreiben. Eine Petition hatte die Runde gemacht, in der die Leute sich für diesen Arzt einsetzten, der nach seinem Studium in Bern das Krankenhaus von Saint-Imier gegründet und mit dem Aufbau einer Sekun­darschule für Knaben begonnen hatte.

Правообладателям