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Frau Sommer

Mit einer Giesskanne tränkt Frau Sommer ihre in Torferde gepflanzten Plastikblumen. Und einmal pro Woche bekommen sie Dünger. Das heisst, Frau Sommer nimmt den Deckel vom Grünkübel, holt eine Bananenscha­­le heraus, vertrocknet und schwarz, schneidet sie auf einem Küchenbrett in Streifchen und drückt mit dem Zeigefinger in jeden Topf drei Streifchen. Schauen Sie, wie grün und gesund und kräftig die Blätter sind. Und erst die Blüten: die Farben satt, ein einziges Leuchten. Plastikblumen hätten eben den Vorteil, dass sie lebenslang blühten. Jedoch nur bei guter Pflege, guter Luft – und viel Liebe. Pflanzen spüren, was wir über sie denken, erklärt sie. Feinstoffliche Wesen. Wenn ich wolle, könne ich ein Töpfchen meiner Wahl mit nach Hause nehmen. Aber Achtung, sagt sie, machen Sie es bloss nicht so wie mein Exmann: War ich hin und wieder ein paar Tage weg, dachte er sich: Meine Frau, die spinnt. Plastikblumen braucht man nicht zu tränken. Aber wissen Sie was – noch jedes Mal erlebte er sein graues Wunder. Kam ich nach Hause, waren die Blumen schlaff, die Stängel gummig, die Blätter fast vertrocknet. Welk.

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