Читать книгу Der Staubwedel muss mit. Prosa онлайн
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Elvira und Arnoldo I
Elvira steht vom Tisch auf und schliesst, obwohl es Spätsommer und draussen angenehm warm ist, die beiden gegenüberliegenden Fenster. Die Fliegen, sagt sie. Sie mag es nicht, wenn diese Viecher hineinschwirren und sich aufs Essen setzen. Ein Essen, das allen schmeckt und vorerst keinen Anlass zu Beanstandungen gibt. Aber die Fliegen, die bereits im Speisesaal drin sind, sie stören die von Schmatz-, Hust- und Besteckgeräuschen untermalte Mittagessensstille. Die Fliegen fallen als schwarzblaue Flecken auf den Kartoffelstock. Oder sie versuchen überhängend, vom Schüsselrand aus, an die Sauce zu kommen. Elvira wedelt mit ihren Händen über dem Teller. Sie kann sich nicht mehr aufs Essen konzentrieren, Gabel und Messer bleiben auf dem Tellerrand liegen. Die Fliegen, die furchtlosesten Tiere überhaupt, kann nichts davon abhalten, immer wieder an den Tisch zurückzukehren. Eklig, wie eklig!, ruft Elvira. Und Arnoldo, ihr Tischnachbar, den sie eigentlich sehr mag, haut auf den Tisch und ruft: Fliegen tun keinem Menschen etwas zuleide; wir hatten auf unserem Hof Tausende davon! Doch, sagt Elvira, doch: Sie sind Krankheitsüberträger! An ihren Füssen klebt Dreck, Hundedreck, Strassendreck, Kadaverdreck. Und im «Drogistenstern» habe ich neulich auch gelesen, dass sie durch ihren Rüssel Magensaft auf die Nahrung erbrechen, damit diese sich auflöst, um sie danach mit ihrem Rüssel aufsaugen zu können. Elvira hält es nicht mehr aus, sie rollt die Serviette zu einer Fliegenklatsche. Sie lauert, auf dem äussersten Stuhlrand sitzend, den Fliegen auf. Arnoldo isst und schweigt. Und schöpft sich sogar demonstrativ nochmals vom Kartoffelstock und von der Sauce. Plötzlich holt Elvira zum Schlag aus, schafft es aber, im Gegensatz zum tapferen Schneiderlein, nicht, auch nur eine einzige Fliege zu töten. Arnoldo schaut zu und beginnt zu fluchen: Jetzt leg diese blöde Serviette weg! Herrgott, kann man denn nicht einmal in Ruhe essen! Arnoldo schüttelt den Kopf. Elvira wischt sich Tränen ab, während eine Fliege friedlich auf den Zinken ihrer Gabel sitzt.