Читать книгу Schwarze Frau, weisser Prinz онлайн
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Es war eine samtene, männliche Stimme. Sie sang: «Paula, I give you my heart. Paula, I will wait for you. Good luck to Paul and Paula.» Ich war erst etwa neun Jahre alt, doch ich wusste bereits: Der Sänger sang diese Worte für mich. Ich hatte mir immer schon viele Gedanken gemacht, aber dieses Mal spürte ich, dass etwas in meinem Herzen und meiner Seele sich veränderte.
Es war etwas Spirituelles, ein sehr gutes, wissendes Gefühl: Diese Worte waren mein Leben; sie galten mir. Mein Gott, dachte ich, woher kannte er meinen Namen? Granma lag in ihrer Schlafkammer, vielleicht schlief sie, vielleicht träumte sie vor sich hin, träumte von früher, als sie ein junges Mädchen gewesen war wie ich. Was war aus ihr geworden, fragte ich mich, wie war ihr Leben? Warum hatte sie nie geheiratet? Oder war sie vielleicht doch verheiratet gewesen? Einmal hatte ich einen Ehering gesehen, der, in ein Taschentuch geknotet, in einer Schublade des Schranks versteckt war. Wer war mein Grossvater? Man erzählte sich, er sei ein Weisser gewesen. Oder war es mein Urgrossvater, über den man im Dorf redete? Ich kannte meine Herkunft nie wirklich, jeder erzählte eine andere Geschichte. Es hiess, mein Grossvater habe eine Plantage gehabt, mit vielen Sklaven und Sklavinnen – ich jedenfalls nenne sie Sklavinnen, weil ich nur von Leid und von Misshandlung der Frauen hörte. Man sagte, Granma sei eine der Frauen gewesen, mit denen er schlief. Sie bedeuteten ihm nichts, sie waren seine Arbeiterinnen und seine Erholung. Aber meine Grossmutter zog seinen blau-grünen Blick auf sich und fühlte sich auserwählt. Sie hatte zwei Kinder, einen Sohn – meinen Vater – und eine Tochter, von der sie uns Enkelkindern nie erzählte. Sie soll an Wahnsinn gestorben sein. Mein Vater starb später am Alkohol.