Читать книгу Schwarze Frau, weisser Prinz онлайн

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Gran war die zurückhaltendste Frau, die ich je getroffen habe. Du konntest in ihrem Verhalten und in ihrer Nachdenklichkeit Geheimnisse und Schmerz erahnen, aber nie zeigte sie ihre Gefühle.

Es gab viele alleinstehende Frauen in ihrem Alter, und ich hätte gerne gewusst, was mit ihren Männern geschehen war. Sie waren alleinerziehende Mütter gewesen und sind dann alte Frauen geworden, die in Grans kleiner, aus Brettern gebauter Küche zusammenkamen, in der nur etwa drei Personen auf der Bank Platz fanden, die gerade breit genug für ihr Hinterteil war. Sie rafften ihre französischen Kleider, schwangen den vorderen Teil unter ihren Hintern, um auf der abgenutzten Bank bequem zu sitzen. Denn es vergingen Stunden, bis sie sich wieder erhoben.

Wenn sie ankamen, wurden wir Kinder zum Spielen geschickt. Die Frauen wohnten nicht weit voneinander entfernt, aber sie trafen sich nur alle paar Wochen. Die meisten von ihnen gingen an Stöcken aus Ästen, von denen sie Blätter und Rinde mit einem stumpfen, rostigen Messer entfernt hatten. So spazierten sie über die Hügel, Schweiss an ihrem ergrauten Haaransatz. Sie gaben leise Laute von sich, sangen oder summten vor sich hin. Der Stock hinterliess seine Spuren auf den fussgestampften Wegen – im Dorf gab es keine Autos. Die Alten wurden über alle Massen respektiert, das spürte man. Wir mussten sie als erste grüssen. Egal was wir gerade taten, wir mussten alles liegen lassen und herbeieilen, wenn sie auftauchten. Du musstest ihre Taschen tragen und ihre Hände auf deinen Schultern ruhen lassen, damit sie Atem holen konnten. Das Gehen fiel ihnen schwer, ihre Füsse waren müde und wund, weil sie keine Schuhe hatten oder keine tragen wollten. Trotzdem sahen sie kräftig aus, bei aller Müdigkeit eines Lebens voller Arbeit auf den Plantagen und krummen Rücken vom Baumwollpflücken und Gemüsepflanzen in der heissen Sonne. Ich sah all die Furchen an Granmas Händen und Füssen und die Narben vom Schneiden der Bäume und Büsche. Die Frauen benutzten ihr farbiges Kopftuch, um ihr Gesicht abzuwischen. Sie sprachen von ihren Nöten und von den kleinen Freuden, die sie Tag für Tag erlebten. Ich konnte ihr Lachen hören. Dann wurde es ganz plötzlich Nacht, und sie mussten sich auf den Weg machen zu ihren dunklen Häusern. Ihre Familien begannen sich Sorgen zu machen. Es gab überall schwarze Magie, und die Grossmütter waren zu weit weg, um ihre Rufe zu hören. Doch sie kehrten zurück, müde, aber nicht hungrig. Und nichts war ihnen zugestossen.

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