Читать книгу Mit dir, Ima онлайн

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Sie war den Stimmen ausgeliefert, die sie dazu aufforderten, das Glück woanders zu suchen. Die Krankheit war immer stärker als die Liebe zu mir. Das sei ein harter Satz, meinte eine Freundin. Ich muss ihn leider stehen lassen.

Kurz bevor ich nach Goa flog, stellte sich heraus, dass ich an einem Vitamin-B12-Mangel litt. Meine Hausärztin bestellte mich für eine Spritze auf halb sieben Uhr abends. Ich hatte meine Mutter zum Nachtessen eingeladen, und sie fragte mich, ob sie mich begleiten könne. Meine Ärztin war erstaunt, uns im Wartezim­mer zusammen anzutreffen, dass meine Mutter sogar mit ins Un­­tersuchungszimmer kam. Auf dem Hinweg hatte ich sie gebeten, nicht zu erwähnen, dass sie nie Fleisch gegessen und dennoch keine solchen Probleme gehabt habe, dass Eier und Käse genüg­ten. Sie hielt sich daran, als meine Ärztin sagte, in rotem Fleisch und roher Milch habe es am meisten Vitamin B12. Die Spritze bekam ich in einem anderen Raum.

Auf dem Heimweg klagte ich über den Schmerz, der stärker war als erwartet. «Ich hoffe, er vergeht bald», sagte meine Mutter, und ich spürte, wie sie mitlitt, wie es zwischen meinem und ih­rem Körper für sie keine Grenze gibt. Mein Vater hätte mir Mut ge­­macht, er hätte gesagt: «Das geht sicher bald vorbei.» Meine Mutter kann sich nicht selbst beruhigen, es fehlt ihr an innerer Stärke, um einer Widrigkeit etwas entgegenzuhalten. Und gerade sie hat so viel Schreckliches aushalten müssen, ausgehalten. Depotspritzen über Jahre, Elektroschocks, dutzende Male wurde sie gegen ihren Willen in die Klinik eingewiesen.

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