Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн

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Der Mann war ein anspruchsvoller Gast; seine Abneigung gegen Schmutz und Lärm, Ungeziefer und pöbelhafte Manieren waren legendär. Um die üblen Gerüche der Basler Altstadtgassen zu meiden, nahm er weite Umwege in Kauf.

Sein Gastgeber Frobenius tat alles für ihn: Der ewig fröstelnde Erasmus bekam Pelze, Bettdecken und einen Kamin, weil er angeblich allergisch gegen Herdfeuer war, dazu teure Kerzen, weil das Flackerlicht des Kienspans seinen nächtlichen Studien abträglich war, und natürlich Wein und Fleisch an allen Tagen. Für sein kränkelndes «Körperchen» hatte Erasmus einen päpstlichen Dispens erwirkt.

In Basel fand Erasmus seine Ruhe, aber letztlich doch kein Schlaraffenland oder gar das Paradies der Freiheit. Als die Stadt 1529 ins Lager der Reformation wechselte, musste er für sechs Jahre ins Exil ins nahe Freiburg im Breisgau ausweichen, was in Anbetracht der Flöhe, des sauren Weins und der katholischen Frömmler eine Zumutung war. 1535 kehrte der verlorene Sohn, schwer gezeichnet von Gicht und Rheuma, nach Basel zurück und wurde mit allen Ehren wieder aufgenommen. Nach seinem Tod am 12. Juli 1536 wurde er im protestantischen Münster begraben: eine seltene Ehre für einen Freigeist, der dem Papsttum nie abgeschworen hatte.

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