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Martin Ebel

Der Denker von der

Bäumleingasse


Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam fand in Basel alles, was er brauchte: Drucker und Schnellpost, Burgunder und kluge Gesprächspartner, einen wärmenden Kamin.

Erasmus von Rotterdam war nicht nur der erste politische Asylant der Schweiz, sondern auch der erste Intellektuelle von europäischem Format. Der Sohn eines Pfarrers aus Gou­da hatte die geistlichen Weihen empfangen, aber er war weder fürs Priesteramt noch fürs Kloster geschaffen. Erasmus war Weltbürger, Lebe- und Weltmann, eine Art Voltaire oder auch Enzensberger des Humanismus: geistreich, ironisch, streitlustig und doch immer auf Ausgleich und kommunikative Verständigung bedacht. Und ungeheuer produktiv: Um die hundertfünfzig Bücher soll er geschrieben haben und ausserdem dreissig bis vierzig Briefe jeden Tag.

Er ging keinem Disput mit religiösen Fanatikern und scholastischen Haarspaltern aus dem Weg; seine ketze­ri­schen Ansichten hätten ihn leicht auf den Scheiterhaufen bringen können. Aber Erasmus war viel zu elegant, vieldeutig und vorsichtig, als dass er sich hätte festlegen lassen.

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