Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн
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Das Gefühl der Isolation dürfte von Hegels aufgeklärtem Blick auf die Berner innenpolitischen Zustände erst recht verstärkt worden sein. Diese verurteilte er in einem Brief an Schelling scharf: «Alle 10 Jahre wird der conseil souverain um die etwa 90 in dieser Zeit abgehenden Mitglieder ergänzt. Wie menschlich es dabei zugeht, wie alle Intrigen an Fürstenhöfen durch Vettern und Basen nichts sind gegen die Kombinationen, die hier gemacht werden, kann ich Dir nicht beschreiben. Der Vater ernennt seinen Sohn oder den Tochtermann, der das grösste Heiratsgut zubringt, und so fort.» Es waren erdrückende Zustände für den jungen Hegel, der an die Ideale der Französischen Revolution glaubte – und sich nach dem Brauch der Zeit als «Ihr gehorsamster Diener» an seinen Hausherrn wenden musste.
Im Sommer 1796 unternahm Hegel zusammen mit drei sächsischen Hofmeistern eine Reise durch die Berner Alpen. Landschaftliche Beschreibung und Introspektion mischen sich in seinem Reisetagebuch. So notierte er an einer bemerkenswerten Stelle, dass «weder das Auge noch die Einbildungskraft … auf diesen formlosen Massen irgend einen Punct» finde, «auf dem jenes mit Wohlgefallen ruhen oder wo diese Beschäftigung oder ein Spiel finden könnte.» Nur der «Mineralog», den er hier als Musterbeispiel des fantasielosen Menschen zitiert, könne diese Gebirge interessant finden. Der reflexive Geist dagegen werde zur Melancholie getrieben von der traurigen Monotonie: «Der Anblick dieser ewig toten Massen», so fasste Hegel seine Eindrücke zusammen, «gab mir nichts als die einförmige und in die Länge langweilige Vorstellung: Es ist so.»