Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн

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Hegels Hauptaufgabe bei der Familie von Steiger war das Unterrichten der beiden Kinder, des sechsjährigen Friedrich Rudolf und der achtjährigen Maria Catharina. Ihnen musste er die Grundbegriffe der französischen Literatur, Geschichte, Geografie, Arithmetik und Musik beibringen. Diese pädagogische Arbeit dürften aber eine Enttäuschung gewesen sein; in einem Brief an Hölderlin vom November 1796 schreibt Hegel, dass es zwar gewöhnlich gelinge, die Köpfe der Zöglinge «mit Worten und Begriffen zu füllen»; «aber auf das Wesentlichere der Charakterbildung wird ein Hofmeister nur wenig Einfluss haben können, wenn der Geist der Eltern nicht mit seinen Bemühungen harmoniert».

Hegel scheint in seiner Umgebung schlecht integriert gewesen zu sein. Zwar liessen ihm seine Pflichten als Hofmeister genug Zeit fürs Studium und das Schreiben (in ­diesen Jahren entstanden seine ersten Schriften, darunter ein «Leben Jesu» und die Abhandlung «Die Positivität der christlichen Religion»).

Dennoch beklagte er sich in seiner Korrespondenz immer wieder über seine «Entfernung von mancherlei Büchern» und «von den Schauplätzen literarischer Tätigkeit». Er fühlte sich im Bern fehl am Platz, abgeschnitten vom lebendigen Strom jenes intellektuellen Lebens, an dem seine Freunde zu Hause teilhaben konnten und von dem sie ihm in ihren Briefen auch enthusiastisch berichteten.

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