Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн

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Die Dörfler rüsteten zur Hatz auf den unheimlichen Kauz. Als eines Nachts Steine gegen seine Wohnung flogen, fühlte sich Rousseau des Lebens nicht mehr sicher. Selbst die ausdrückliche Protektion des preussischen Königs konnte ihn offenbar nicht schützen, und die von der Polizei einvernommenen Zeugen wussten von nichts oder gaben zu verstehen, Thérèse Levasseur, Rousseaus Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder, die er als seine Haushälterin ausgab, habe die Steine wohl selbst geworfen.

Am Tag nach der «Steinigung», wie Rousseau den nächtlichen Angriff nannte, verliess er Môtiers. Die St. Petersinsel, auf der es ein einziges Haus gab, ein ehemaliges Kloster, schien das ideale Exil zu sein – hätte sie nicht den gnädigen Herren von Bern gehört, die Rousseaus Schriften ebenfalls verboten und den Autor zur Persona non grata erklärt hatten. Rousseau wusste es, hoffte aber auf stillschweigende Duldung.

Trotz ständig drohender Ausweisung war es Rousse­aus «glücklichste Zeit». Sicher prägt Selbststilisierung den Rückblick des «Fünften Spaziergangs». Abgeschieden von der Aussenwelt, in bewusstem Verzicht auf Arbeit, auf Bücher und Schreibzeug, will der Asylant einzig seinen neuen Leidenschaften, der Botanik und den Träumereien, gelebt haben. Die Briefe zeigen, dass er nicht ganz so radikal war; selbst die Zeitung liess sich Rousseau übers Wasser bringen. Und durch eine Bodenklappe, die heute noch im Rousseauzimmer auf der Insel zu sehen ist, soll er sich vor Besuchern gerettet haben.

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