Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн
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Selbst wenn man dem Prahlhans nicht alles glauben darf (der Solothurnaufenthalt ist unter Historikern umstritten): Die Leporello-Liste seiner Schweizer Eroberungen ist lang. In Genf will Casanova beim Bunga-Bunga-Souper mit dem Syndikus drei Damen auf einen Streich beglückt haben. In der Käsekammer vernaschte er dann noch eine fromme Helene und ihre Nichte, die «hübsche Theologin», die mit aparten Gottesbeweisen und ihrem üppigen Busen brilliert. In Bern geht er einer dreizehnjährigen Lolita an die Wäsche und philosophiert über die Vorzüge der Verschleierung: Wäre es nicht natürlicher, vorteilhafter und «besonders vernünftiger», wenn die Frauen statt ihres Körpers ihre Gesichter verhüllten?
Casanovas grösster Schweizer Coup ist die Schauspielerin Dubois, die man ihm als «Haushälterin» quasi ins Nest legte. Das «Geschöpfchen» inspiriert Casanova zu ernstlichen Herzenswallungen und einem Heiratsantrag. Weniger Erfolg hat er bei Ludovica von Roll. Schon in Zürich versucht er sich, als Kellner und Stiefelknecht verkleidet, den schönen Waden der «Amazonin» zu nähern. In Solothurn geht er dann zum Angriff über, aber der misslingt: Morgens muss Casanova zu seiner Scham feststellen, dass er sich im Dunkeln zwei Stunden lang auf einer hinkenden Witwe, die ihn schon lange verfolgte, abgearbeitet hat.