Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн

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Am Anfang stand, wie so oft, der Zufall. Ohne grosse Ambitionen und mehr aus Abenteuerlust hatte sich Emil Nolde, Bauernsohn und gelernter Möbelschnitzer aus Nordschleswig, 1892 für eine Stelle als Zeichenlehrer am Gewerbemuseum in St. Gallen beworben. Seine Entwürfe stiessen auf Wohlwollen: Gerade mal 24-jährig und ohne jede Berufserfahrung, setzte er sich gegen 34 Bewerber durch.

In den sechs folgenden Jahren sollte Nolde zu einem regelrechten Gipfelstürmer werden. Der junge Lehrer erholt sich vom Unterricht, indem er die ihn umgebende Bergwelt wandernder- und kletternderweise erkundet. Als Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs bezwingt er Jungfrau, Monte Rosa und Matterhorn. «Der Sohn der Ebene», liest man in seiner Autobiografie, «war allmählich ein bekannter Hochtourist geworden. Und wenn verwegenste Klettereien überwunden waren, schaute ich glücklich um mich und jubelte: ‹Hohe herrliche Alpenwelt!›»

Die Faszination für die imposante Erscheinung der Schweizer Bergkulisse schlug sich beim jungen Nolde freilich nicht nur in waghalsigem Alpinistentum nieder, sondern auch in ersten zaghaften Versuchen an der Staffelei. Die «Bergriesen», sein über einen Zeitraum von zwei Jahren entstandener Gemälde-Erstling, auf dem er die Alpen als zechende Greise personalisierte, reichte er hoffnungsvoll zur Münchner Jahresausstellung ein – vergeblich. «Ich wusste noch nicht, wie leicht das Übliche es hat, wie schwer das Aussergewöhnliche.»

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