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Paulina Szczesniak
Seine erste Tragödie löste Stürme
der Heiterkeit aus
Heinrich von Kleist
Drei Monate versuchte Heinrich von Kleist, auf einer Aareinsel bei Thun, Bauer zu werden. Statt dessen schrieb er sein erstes Drama: «Die Familie Schroffenstein».
«Wie ein Eintritt in ein anderes Leben» kam es Heinrich von Kleist vor, als er am 13. Dezember 1801 bei Basel die Schweizer Grenze überquerte. Hinter dem 24-Jährigen lagen neun Monate in Paris – neun Monate der Unentschlossenheit im Hinblick auf eine Berufswahl samt einem nachhaltigen Degout über das Leben in der Grossstadt.
Jetzt war die Zeit reif, das Leben in neue Bahnen zu lenken. Kleist wollte, seinem Idol Jean-Jacques Rousseau folgend, zurück zur Natur, «im eigentlichsten Sinne ein Bauer» werden und sich dazu mit Geld aus seiner Erbschaft in der Schweiz «ankaufen», wie er seiner Verlobten Wilhelmine von Zenge noch aus Paris mitgeteilt hatte. Seine Formel für dieses Weltfluchtprogramm lautete: «Denn nur in der Welt ist es schmerzhaft, wenig zu sein, ausser ihr nicht.» Wilhelmine lehnte dankend ab. Kleist nahm ihr das übel. Ihr Verhältnis betrachtete er fortan als beendet.