Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн
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Diese Aufenthalte prägen Nolde nachhaltig. Seine Begeisterung für die Berge lebt neu auf und findet Einzug in zahlreiche Aquarelle, in denen sich die karge, kühle Schönheit der Alpen in klaren Formen und leuchtenden Farben niederschlagen.
Von diesem Bilderschatz zehrt der Maler auch, als sich in den Dreissigern der Schatten des Nationalsozialismus über seine Heimat legt. 1937 wird Noldes Kunst für «entartet» erklärt; seine Werke verschwinden zu Hunderten aus deutschen Museen. Vier Jahre später folgt ein vollständiges Arbeitsverbot. Nolde malt dennoch weiter: «Ich konnte es nicht lassen!» Heimlich, in einem versteckten Kämmerlein seines Wohnhauses in Seebüll, entstehen die sogenannten «ungemalten Bilder».
In den 1300 nur handflächengrossen, gänzlich aus der Imagination entstandenen Blättern, «die grosse, wirkliche Bilder werden sollten, wenn sie und ich es können», glimmt auch die Erinnerung an die alpine Schweiz immer wieder auf. Für Nolde stellt sein mentaler Bilderfundus der Schweizer Berge eine anregende Gegenwelt zur Nordsee-Kulisse dar – und eine Möglichkeit, der Realität zu entfliehen. Ausgerechnet jetzt findet er, der von Kindsbeinen an «im ständigen Farbrausch gelebt» und zeitlebens die Verschmelzung von Farbe und Fantasie angestrebt hat, wonach er seit Anbeginn seiner Malerkarriere gesucht hatte: In seinen imaginären Bergmotiven findet Nolde eine emotionale Heimat.