Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн
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Kleist hatte offenbar Gefallen gefunden an seinem Dichterexil. Er sei «von allem Gemeinen so entwöhnt, dass ich gar nicht mehr hinüber mögte an die andern Ufer, wenn ihr nicht da wohntet. Aber ich arbeite unaufhörlich von der Befreiung von der Verbannung du verstehst mich.»
Ulrike hat gewiss verstanden. Immer wieder hatte Kleist in den Briefen Heldenbilder gemalt. Hier imaginierte er erstmals den Dichter als Helden: als verbannten Sohn, der von den Fanfaren des Feuilletons begleitet nach Hause zurückkehrt, weil ihm der grosse Wurf gelungen ist. Ein Triumph, der umso kompletter wäre, weil seine Familie zu ihrer Beschämung endlich sähe, dass der Taugenichts eben doch gesellschaftsfähig ist.
Zwar wurde nicht zu Kleists Ruhm getrommelt, als er im Herbst 1802 ziemlich mittellos nach Deutschland zurückkehrte. Aber immerhin hatte er sein erstes Kind geboren, das Drama «Die Familie Schroffenstein», das zu grossen Teilen auf der Aareinsel entstanden und Ende November anonym im Verlag seines Freundes Heinrich Gessner erschienen war.