Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн
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Dieser hatte Kleist zusammen mit Zschokke und Wieland mehrfach in Thun besucht; bei dieser Gelegenheit las Kleist dem Trio aus seinem Erstlingsdrama vor, was offenbar Stürme der Heiterkeit verursachte. In seinen Memoiren hielt Zschokke fest, dass bei der Lektüre des letzten Aktes, in dem die Familienfehde ihrem gräulichen Höhepunkt zutreibt, «das allseitige Gelächter so stürmisch und endlos ward, dass, bis zu seiner letzten Mordszene zu gelangen, Unmöglichkeit wurde».
Kleist nannte seinen Erstling später «eine elende Scharteke». Ihm schwebte Grösseres vor, ein epochales Werk, das «Kind, schön Gedicht, und grosse That» in einem hätte sein sollen. Seine ganzen Hoffnungen setzte er in das Trauerspiel «Robert Guiskard, Herzog der Normänner», an dem er vermutlich ebenfalls während seines Aufenthalts in Thun zu schreiben begonnen hatte. Das Stück wurde nie vollendet. Im Oktober 1803 verbrannte Kleist in Paris sein Guiskard-Manuskript, vernichtet von der Einsicht, dass dieses Werk «für mich zu schwer ist», und bereit, den «schönen Tod der Schlachten» in Napoleons Armee zu sterben. Doch das wäre dann ein anderes Kapitel aus Kleists Leben.