Читать книгу Inspiration Schweiz. 70 Autoren, Künstler, Musiker, Schauspielerinnen an 70 Schauplätzen онлайн

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Man pflegte ein offenes Haus, Ludwig II. war bei weitem nicht der einzige illustre Gast. Da war auch noch ein junger Professor, der an der Universität Basel klassische Philologie lehrte. Sein Name: Friedrich Nietzsche. Richard Wagner war sein zweites Idol nach Arthur Schopenhauer, auch Cosima scheint er geschätzt zu haben – so sehr, dass er sich willig für allerlei Kommissionen einspannen liess. In Basel sollte er für Weihnachten Tüll mit Goldsternchen besorgen, in Dresden eine Silberampel, in Salzburg «einige Pfunde Caramels, dito Pâte d’Abricots, eine Schachtel Fruits Confits (keine in Gläsern mit Syrup sondern glacierte) und eine Tüte Orange Glacées», wie Cosima notierte.

Nietzsche wurde zum Stammgast in Tribschen, ein Zimmer im zweiten Stock wurde für ihn eingerichtet, und er verbrachte hier «Tage des Vertrauens, der Heiterkeit der sublimen Zufälle – der tiefen Augenblicke,» wie er 1888 in «Ecce Homo» in einer ziemlichen Verklärung der Vergangenheit schrieb. Damals war es längst zu jenem Bruch ­ge­kommen, den Cosima vorausgeahnt zu haben scheint: Nietzsche wehre sich gegen die «überwältigende Persönlichkeit R.s», notierte sie in ihrem Tagebuch, das sie in Tribschen zu führen begonnen hatte und das zu den wichtigsten Quellen der Wagner-Forschung gehört.

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