Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Im Mai 1990 schenkte Frisch mir sein Buch Schweiz als Heimat mit der Widmung: »Vom langsamen Wachsen eines Zorns«. Als ich mich bedankte, ergänzte er: »Der Zorn ist schon fast ein Haß geworden.«

Als Achim Benning als neuer Schauspielhausdirektor im Sommer 1989 von Wien nach Zürich kam, war es für ihn selbstverständlich, Frischs Jonas und sein Veteran auf den Spielplan zu setzen. Ein neues Stück mit einem aktuellen Thema, geschrieben von einem weltberühmten Schweizer Autor mit einer besonderen Beziehung zum Schauspielhaus, inszeniert von einem der größten Schweizer Regisseure – solche Sternstunden sind am Theater selten. Benning war daher vom Widerstand überrascht, auf den sein Plan im Verwaltungsrat des Schauspielhauses stieß. Eine Gruppe konservativer Verwaltungsräte um die Herren Gilgen, Meng und Bieri versuchte das Stück, vor allem aber den geplanten Zeitpunkt seiner Uraufführung zu verhindern. Der Grund: Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSOA) hatte eine Volksinitiative zur Armeeabschaffung lanciert, die wenige Wochen nach der Jonas-Premiere zur Abstimmung gelangen sollte. Jonas und sein Veteran, so das Argument der Gegner, sei eine unstatthafte politische Einmischung des Theaters in die Abstimmungskampagne. Frisch hat sich über solche Pressionen nicht gewundert, er kannte seine Landsleute, doch Wut sprach auch aus seinen Worten: »Da lernen Sie, wie die Freiheit der Kunst bei uns funktioniert. Wir brauchen keine Zensur.« Und er reagierte auf seine Weise, indem er größten Wert auf erstklassige künstlerische Arbeit legte. Jede Form politischer Polemik lehnte er ab, auch im Programmheft: »Das ist die Ebene unserer Gegner und auf diese Ebene lassen wir uns nicht hinab. Bedenken Sie, auch wir sind die Schweiz, und unsere Schweiz ist nicht repressiv, nicht aggressiv, nicht polemisch. Und das zeigen wir vor.«

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