Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
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Schließlich kam die Initiative »Schweiz ohne Armee« zur Abstimmung. Das Resultat – ein Drittel der Schweizer votierte für die Abschaffung – war auch für Frisch eine Riesenüberraschung. Anfänglich hatte er nämlich die Initiative abgelehnt, denn er prognostizierte eine Ablehnung durch das Volk, die so wuchtig ausfallen werde, daß auf Jahre hinaus jede Kritik an der Armee unmöglich würde. Erst allmählich ließ er sich von den GSOA-Initianten überzeugen und stieg schließlich mit dem Text Schweiz ohne Armee? Ein Palaver und einem selbst finanzierten Plakat aktiv in den Abstimmungskampf ein. Der Wille zum und die Lust am politischen Kampf hatten noch einmal über Skepsis, Alter und Krankheit gesiegt.
Fichenskandal und Kulturboykott
Wenige Tage nach dieser Abstimmung fiel in Berlin die Mauer, der kalte Krieg ging zu Ende. »Wir haben recht gehabt und wir haben es erlebt, daß wir recht hatten.« Frisch erhoffte sich nun auch für die Schweiz eine größere politische Toleranz. Doch schon im Frühjahr 1990 schickte er mir die Kopie eines Gutachtens vom »Stab der Gruppe Generalstabsdienste«, worin Strategien diskutiert wurden, den populären Schriftsteller in der Öffentlichkeit zu bekämpfen. Frischs Kommentar: »Das Gutachten kommt ins Archiv. Die Nachwelt soll auch was zum Lachen haben.« Zur selben Zeit zeigten sich die ersten Finanzengpässe im Budget des Schauspielhauses. Auf der Suche nach Sponsorengeldern gab es neue Erfahrungen mit der Kunstfreiheit. Niemand war gegen diese Freiheit, aber da und dort pochte man auf die Freiheit, gewisse sogenannte künstlerische Unternehmungen nicht unterstützen zu müssen … Jonas und seine Folgen.