Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Und nebenbei, in einer »Pinte am Gassenrand«, entdeckt Frisch in Bin auch ein neues poetisches Programm. »Wenn wir nicht wissen, wie die Dinge des Lebens zusammenhängen, so sagen wir immer: zuerst, dann später. Der Ort im Kalender! Ein anderes wäre natürlich der Ort in unserem Herzen, und dort können Dinge, die Jahrtausende auseinanderliegen, zusammengehören, sich gar am nächsten sein, während vielleicht ein Gestern und Heute … einander nie begegnen … Die Zeit, die unser Erleben nach Stunden erfaßt, sie ist eine ordnende Täuschung unseres Verstandes, ein zwanghaftes Bild, dem durchaus keine seelische Wirklichkeit entspricht.« Und er folgert daraus: »Man müßte erzählen können, so wie man wirklich erlebt.« Denn wer das könnte, »hätte noch vieles zu erzählen, denke ich, fast alles«.264

Bin oder Die Reise nach Peking fand großen Anklang in der Presse. Emil Staiger hat mit dem Blick des Freundes und Kenners die literarischen Qualitäten der Erzählung herausgestellt. Aber Staiger betrachtete den Text nur als poetisches Gleichnis für »etwas schlechthin Gültiges«, als Werk des »wahren und imponierenden Max Frisch«.265 Im Rückblick wird deutlich, daß Frisch in Bin erste Versuche zu einem gesellschaftskritischen Schreiben unternommen hatte, Versuche, die er wenig später in seinen ersten Bühnenwerken weiterführte.

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