Читать книгу Hoffen auf Aufklärung. Ungelöste Morde in der Schweiz zwischen Verfolgung und Verjährung онлайн

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Die Verfechter der Verjährung, einschliesslich der Bundesrat, halten an der heutigen Gesetzesregelung fest. Sie fürchten Nachteile für die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens und ein Wiederaufleben der «Rachejustiz». Tatverdächtige könnten auf wackliger Beweisgrundlage vor Gericht gezerrt und abgeurteilt werden. Nach ihrer Argumentation nimmt die Zuverlässigkeit der Beweise mit der Zeit ab, insbesondere Zeugenaussagen, und es wächst die Gefahr von Fehlurteilen.

Die Gegner der Verjährung wehren sich zwar vehement dagegen, dass ein Tötungsdelikt nach Jahren abgehakt und vergessen werden soll. Grund dafür ist aber nicht die Vergeltung, sondern die Aufklärung des Verbrechens. Die Betroffenen leben in der Hoffnung, dass die quälende Ungewissheit irgendwann ein Ende hat.

Skeptisch gegenüber der heutigen Verjährungsregelung bei Mord ist auch der Zürcher Strafrechtsprofessor und SP-Ständerat Daniel Jositsch (53). Er plädierte in einem Interview mit dem «Sonntagsblick» vom 6. März 2016 für eine Lösung nach englischem Vorbild. Demnach wirkt sich die lange zeitliche Distanz zum Verbrechen strafmildernd für den Täter aus. Die Strafe kann reduziert oder ganz erlassen werden.

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