Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Die unteren Stockwerke des alten Holzbaus dienen nicht mehr als Schule. Daskind liebt diese Räume, die knarrenden Bretter unter den Füßen, das weiche Licht, wenn die Sonne die langen Fenster­reihen mit den staubigen Scheiben bescheint. Die niedrigen Bänke sind mit Nachrichten vollgekritzelt; Bruno libt Mari, die Vreni den Josef, auch: Rösi ist eine tume Kuh, Zahlen, pfeildurchbohrte Herzen, Gedächtnisstützen, Fratzen und Karikaturen. In den Tintenfässern vertrocknet die Tinte zu unansehnlichen Klümpchen, da und dort liegen noch angekaute Federhalter, gebrauchte Löschblätter, alte Schulbücher. An den Wänden hängen Zeichnungen, das Papier schon etwas vergilbt und brüchig.

Der blau gekachelte Holzofen ist nicht ausgeräumt. Niemand hat sich nach dem Umzug die Mühe genommen, die Schulräume zu reini­gen. Als hätten die Kinder in letzter Minute flüchten müssen, alles zurücklassend, was nicht unbedingt notwendig war, so sieht es aus, und das liebt Daskind, das nicht flüchten kann.

Den Kiesplatz vor dem neuen Schulhaus durchquert Daskind im Laufschritt. Das rhythmische Knirschen unter den Sohlen nicht achtend, huscht es an den blank geputzten Fensterreihen vorbei und übersieht die glotzenden Kinder hinter den Scheiben. Dann ist das Schulhausportal zu überwinden, wo der Schulwart mit der Pfarrhaushilfe plaudert und mit der Faust droht, wenn Daskind zu nahe kommt. Das Schulhaus, den Schulwart und die Pfarrhaushilfe im Rücken, streicht es auf Zehenspitzen der Rosenhecke des Kirchgartens entlang, am schlafenden Köter des Sigristen vorbei, dringt zur St. Michaelskirche vor und nähert sich endlich dem Friedhofstor. Das heisere Geräusch des eisernen Tors zerschneidet Stille und Zeit, dem Kind fällt das Dorf ab, es ist für die Eibe bereit.

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