Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Die Männer können das lauernde Kind nicht sehen. Gleichmütig gehen sie ihrer Arbeit nach. Daskind kauert fröstelnd an der Mauerstelle, wo ein faustgroßes Loch den Blick auf den verwunschenen Ort freigibt. Dem Kind entgeht nichts, nicht die blinde Sicherheit der arbeitenden Hände, das rohe Holz des Kindersargs, der dampfende Schlund der Erde.

Durch die Tannenbretter hindurch sieht Daskind das Kind.

Will weinen.

Spürt die rätselhafte Wärme des Unglücks.

Ragt mit seinen Antennen fürs Tote in die Friedhofsnacht, mit nichts als einer Sehnsucht bekleidet.

Als der kleine Sarg in den dampfenden Schlund gesenkt wird, sinkt auch Daskind. Hat die Nacht ein Rechteck Klarheit ausgespart, in dem Daskind versinkt, langsam, unterm Arm des Ochsner Toni, der ein großer Tröster ist, ein Erzengel, dem Herz Jesu trotzend.

Im Kind schneit es, wird es weiß und nachgiebig.

Tief gräbt eine Scherbe sich dem Kind in die Haut, als das Bamert ­Anneli begraben wird. Ein Höhepunkt im Leben der kleinen Dorf­ge­meinde. Das Unglück wird während Wochen besprochen, nicht nur in der Nähstube der Schneiderin Frieda Kenel, auch an den Stamm­tischen der Dorfvereine, selbst in der Sennhütte konnten sie sich nicht satt reden an dem Geschehen. Obwohl niemand genau wusste, was sich an jenem Tag tatsächlich ereignet hatte, als sich Louis Schirmer, auf dem schweren Motorrad vom Vorderberg kommend, und das ­Bamert Anneli, das Fahrrad den Stutz hinaufschiebend, am frühen Morgen auf halber Höhe am Vorderberg begegneten. Keiner ahnte, was Louis Schirmer, ein reicher Bauernsohn aus der Nachbargemeinde, um diese Zeit auf dem Vorderberg zu suchen gehabt hatte, und der Umstand, dass sich die Bamert Anni just an jenem Morgen eine halbe Stunde später als sonst auf den Weg zum Vorderbergseppli gemacht habe, verweise geradezu schreiend auf einen Plan des Teufels. Ein Goschmar sei es, mit oder ohne des Teufels Hilfe, wisperte die Freudenstau über den Ladentisch der Kellers, wobei sie das O so raffiniert in die Länge zog, dass aus dem Wort fast ein Jodel wurde.

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