Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

80 страница из 104

Es gab Zeiten, da hatte Kari Kenel Grund zur Hoffnung gehabt. Ärzte hatten Daskind untersucht und behauptet, es sei nicht wirklich stumm, es sei, im Gegenteil, sehr wohl imstande, seinem Alter entsprechend zu reden. Das war kurz nachdem Kari Kenel darauf bestanden hatte, Daskind zu sich nach Hause zu holen. Ermutigt durch die Ärzte, setzte sich Kari Kenel mit dem Kind in die Besenkammer, wo ein großer Stapel alter Zeitungen aufgeschichtet lag. Geduldig reihte er Buchstaben um Buchstaben zu einfachen Wörtern aneinander, bald war der Riemenboden mit ausgeschnittenen Buchstaben übersät. Aber Daskind schaute verstört auf die Wörter, als wären sie gefräßige Tiere, die jederzeit nach ihm schnappen konnten. Kari Kenel bemühte sich, sanfte Wörter zu finden, Wörter, die keine Angst verursachen sollten. Aber Daskind schien die Wörter nicht wirklich zu sehen, es lebte in einem Universum zwischen den Wörtern, sprang mit seinen Blicken an den Wörtern vorbei in eine geheimnisvolle Welt, die, so vermutete der Pflegevater, keiner Sprache bedurfte. Kari Kenel holte Blumennamen aus dem Gedächtnis hervor, von denen er wusste, dass sie Daskind kannte. Rosen, Margeriten, Ringelblumen und Königskerzen erstanden in der Kammer, doch Daskind tastete sich trotzig an ihnen vorbei in seine Welt, die keine Blumen kannte. Kari versuchte es mit den Vögeln, die er auf seinen Waldspaziergängen, Daskind an der Hand, mit Pfiffen, Trillern und Zirpen herbeilockte. Entmutigt sah er zu, wie Daskind teilnahmslos vor sich hin starrte.

Правообладателям