Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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Daskind und der Wal sind eine Insel inmitten des Lachens und Schreiens. Die andern hauen dem Tier kameradschaftlich auf die präparierte Haut, stellen sich neben den Wal, ihn mit der einen Hand berührend, die andere in der Hüfte, als ob sie die Sieger wären. Tun, als hätten sie das Tier erlegt, jeder den andern in der Haltung übertrumpfend. Tun, als bedrohe sie das Tier noch immer, besonders die Kinder, die in gespielter Angst zurücktreten, wieder vorpreschen, Mister Haroy skandierend um den Wagen tanzen, bis sie vom wütenden Gellen der Eltern zurückgerufen werden, sich anständig aufzuführen, das sei ein feierlicher Augenblick. Aber die Kinder lassen sich nicht zähmen. Sie beschießen den Kadaver mit unsichtbaren Harpunen, können ihre Lust am eingebildeten Töten kaum unterdrücken.

Bis der Gemeindepräsident in die Hände klatscht, weil er eine Ansprache halten will. Er wirft sich in die Brust, wartet, bis auch das übermütigste Kind an der Hand der Mutter den Mund hält, breitet die Arme aus. Als Dank für das Vertrauen der Gemeinde, der er seine Wahl verdanke, habe er diesen Anlass ermöglicht. Es sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, die Veranstalter zu überreden, einen kurzen Halt in ihrem Dorf einzuschalten. Die Reiseetappen des toten Wals seien von langer Hand vorbereitet gewesen, aber er habe doch den Wunsch gehabt, der Dorfjugend diesen einmaligen Anblick eines Riesenwals von sage und schreibe – er wiederholt ‹sage und schreibe› noch mehrere Male – 23 Metern Länge zu bieten. Man sei der Jugend etwas schuldig, wolle man sich ihrer als künftiger treuer Bürger verge­wissern. Natürlich habe er eine bestimmte Summe aus der Gemeindekasse erbitten müssen, einen nicht unbedeutenden Anteil habe noch Moritz Schirmer beigesteuert, man solle ihn hochleben lassen. Sogleich brechen die Kinder in ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus, das mehrstimmige Hurra und Bravo wird von den Wänden zurückgeworfen, bis der Gemeindepräsident erneut in die Hände klatscht. Man solle nun auch der tapferen Männer gedenken, die diesen riesigen Wal erlegt und im Kampf mit dem Tier auf hoher See ihr Leben riskiert hätten. Der Wal wiege lebend ganze 55 Tonnen, 55 Tonnen ge­ballter Kraft, der die mutigen Männer mit nichts als ihren Harpunen entgegengetreten seien. Aber der Mensch habe vom Herrgott auch einen Verstand mitbekommen, der mache wett, was ihm an Kraft fehle, um solch ein Untier zu erledigen. Schon wieder brandet der Beifall durch den Bahnhof, den nicht anwesenden Helden zu Ehren und dem Verstand, den sie alle vom Schöpfer erhalten haben. Die Ehrung will kein Ende nehmen, schulterklopfend feiert der Mut seine Stunde, die sonst verschlossenen Gesichter leuchten dem Redner entgegen, der sich zufrieden die Hände reibt.

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