Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Jede Geschichte ist anders, aber gewisse Dinge erzählen alle Frauen gleich. Ihre Reise begann immer in Basel. Sie fuhren mit dem Zug durch Frankreich bis nach Calais und dann mit dem Schiff über den Ärmelkanal. Für die meisten war es die erste Auslandsreise, und sie erinnern sich sehr genau an ihre Eindrücke: An die bröckelnden Fassaden und kaputten Häuser, die sie schon vom Zug aus sahen. Sie erzählen von schlecht geheizten Häusern, von den offenen Feuern in den Kaminen und vom Wind, der durch Tür- und Fensterritzen blies. Alle erwähnen das Essen: dass es weniger gab oder jedenfalls einfachere Kost, als sie es von zu Hause gewohnt waren. Die Bauerntochter Maria Gibbs-Schwaninger sagt: «Ich bekam nicht zu wenig zu essen, aber ich hatte trotzdem immer Hunger. In England wurde das Gemüse halt nur aus dem Wasser gezogen und fertig. Keine Sauce, nichts.» Es gibt aber auch Frauen, die Hunger hatten an ihren ersten Arbeitsstellen, weil sie zu wenig Essen bekamen.

Die allermeisten sprachen kein Wort Englisch, wenn sie in London am Bahnhof Victoria ankamen. Sie mussten die Sprache von Grund auf lernen. Eine Ausnahme unter den hier Porträtierten ist Augusta Bedding-Mariotta, die in Locarno auf dem Fremdenverkehrsbüro gearbeitet hatte.

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