Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн
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Mit den Institutionen in Kontakt gekommen sind meist nur diejenigen, die Hilfe brauchten. Die Berichte der Anlaufstellen spiegeln die Schwierigkeiten, in die eine Minderheit der jungen Frauen geriet. Für die Mehrheit gilt, was in den Fünfzigerjahren in einer Broschüre mit dem Titel «Was erwartet mich in England?» folgendermassen beschrieben wird: «Unsere Töchter stehen am englischen Herd, sie kochen und flicken, hüten die Kleinen in der Kinderstube, gärtnern oder wirtschaften irgendwo in einem Kleinbetrieb. Die meisten leben bescheidener als zu Hause, arbeiten wesentlich mehr, verdienen sehr wenig und sind merkwürdigerweise zufrieden und glücklich dabei.»
Letzte Zeitzeuginnen
Wenn sie, wie Myrtha, Anna-Maria oder Helene in England geblieben sind, dann fast immer deshalb, weil genau das passierte, wovor sie in den Fünfzigerjahren so eindringlich gewarnt wurden: Sie verliebten sich, wurden schwanger, heirateten. Myrtha Parsons-Biedermann erzählt vom Happy End einer solchen Beziehung: Sie lernte ihren zukünftigen Mann Roy Parsons, Soldat bei der britischen Armee, buchstäblich auf der Strasse kennen, und weil sie noch zu jung war, um ohne Einwilligung der Eltern zu heiraten, telegrafierte Myrtha nach Winznau bei Olten und bat die Eltern um ihr Einverständnis. Myrtha hat mit Roy bis zu seinem Tod im Jahr 1990 glücklich zusammengelebt.