Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Vergessen gegangen ist nicht nur, wie viele Frauen gegangen sind, sondern auch, dass so viele nicht mehr zurückkehrten. Die meisten wollten nicht auswandern, aber es hat sich so ergeben, dass sie geblieben sind.

Auch ich habe lange nichts von diesen Frauen gewusst und nur durch Zufall von ihnen erfahren. 2006 machte ich mit dem damaligen Pfarrer der Londoner Schweizer Kirche Swiss Church ein Interview für eine Reportage zu einem anderen Thema. Er erwähnte in einem Nebensatz, es gebe viele ältere Schweize­rinnen in England, die als junge Frauen gekommen seien und ungewöhnliche, manchmal auch ungewöhnlich schwie­rige ­Lebensgeschichten hätten und im Alter materiell oft viel schlechter gestellt seien als gleichaltrige Frauen in der Schweiz. Ich vergass den Satz des Pfarrers nicht mehr, aber weil anderes im Vordergrund stand, begann ich erst im Herbst 2012 zu recherchieren.

Es war nicht immer einfach, diese Frauen aufzuspüren. Google weiss von ihnen nichts. Sie gehören zu einer Generation, die mit der digitalen Welt kaum oder gar nicht in Berührung kommt. «Computer and all that rubbish», bringt die 1926 geborene Annetta Diviani-Morosi ihre Ansicht zu dem Thema auf den Punkt. Nur die jüngste der porträtierten Frauen, die 1939 geborene Anna Noël-Roduner, benutzt das Internet regelmässig. Die meisten haben keinen Computer und keine E-Mail-Adresse. Einige der porträtierten Frauen gehören dem Frauenverein der Schweizer Kirche an – ein guter Ausgangspunkt für die ­Recherche. Auf andere bin ich durch die Zürcher Sozialarbei­terin Margrit Lyster, die in London lebt und lange für die Swiss Benevolent Society gearbeitet hat, gestossen. Manchmal hat auch eine Frau von einer anderen erzählt oder Verwandte in der Schweiz berichteten von einer Grosstante oder Cousine, die seit Jahrzehnten in England lebt.

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