Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Viele Frauen, die in den Dreissiger-, Vierziger- oder Fünfzigerjahren gegangen sind, können ihre Geschichte nicht mehr erzählen. Andere wollten sich nicht porträtieren lassen. Manchmal, weil die Erfahrungen, die sie gemacht haben, zu schmerzhaft sind.

In der französischen Schweiz war das Englandjahr ebenso beliebt wie in der Deutschschweiz, und auch Frauen aus der Ro­mandie sind in England geblieben – nur habe ich keine welsche Frau gefunden, die für ein Porträt bereit war.

Auch in den Sechzigerjahren sind die jungen Frauen nach England aufgebrochen, aber unter anderen Voraussetzungen. Der Swissair-Flug Zürich-London trat anstelle der langen Reise durch Frankreich und über den Ärmelkanal. Der Kontakt zu den Familien in Dagmersellen, Pfäffikon oder Vevey blieb während des Aufenthalts in England viel enger, Telefonieren war billiger geworden, und oft kehrten sie schon nach wenigen Monaten zurück. Viele besuchten ausschliesslich eine Sprachschule und arbeiteten nicht mehr in Haushalten – etwas, das früher Töchtern aus vermögenden Familien vorbehalten war. Ab 1956 waren auch in England Au-pair-Anstellungen zugelassen. Zwar taucht der Begriff «Au-pair» schon vorher auf, und viele Frauen, die vor 1956 gingen, benutzen ihn, wenn sie ihr Anstellungsverhältnis beschreiben. Offiziell erteilte England jedoch erst ab 1956 Arbeitsbewilligungen für Au-pair-Stellen. Im Unterschied zur Haushaltshilfe oder zur Hausangestellten sind bei einem Au-pair Lohn und Freizeit klar geregelt.

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