Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Umgekehrt gab es auch Eltern, die ihre Tochter nach England schickten, um eine «unerwünschte Freundschaft» in der Schweiz zu beenden. Und auch psychisch kranke oder suizidale junge Frauen wurden auf die Britischen Inseln geschickt in der Hoffnung, der Ortswechsel werde zu einer Besserung des Zustandes der Betroffenen führen – was sich zumeist als Illusion entpuppte. Im Tätigkeitsbericht des Sozialsekretariates für das Jahr 1950 heisst es: «Es ist erstaunlich, wie viele Schweizerinnen hier wegen geistigen Störungen in Anstalten verbracht werden müssen.» 72 Mädchen und junge Frauen wandten sich in dem Berichtsjahr krankheitshalber an das Sekretariat, mehr als die Hälfte davon wegen «Geisteskrankheit», «Nervenzusammenbrüchen» oder «Hysterie».

1957 kam mit dem Swiss Hostel for Girls noch eine weitere Institution dazu. Massgeblich vorangetrieben hatte das Projekt die Swiss Benevolent Society. Die «Neue Zürcher Zeitung» berichtete nach der Eröffnung von einem Haus mit «prächtigem Garten in der schönsten Lage der Stadt» – im Nordlondoner Nobelquartier Hampstead. Hier fanden Frauen Unterschlupf, die nur vorübergehend eine Bleibe brauchten, zum Beispiel, weil sie die Arbeitsstelle wechselten. Eine ähnliche Institution hatte es bereits im 19. Jahrhundert gegeben. 1884 war in der Londoner Innenstadt das Swiss House eröffnet worden, das Schweizer Hausangestellten, die nicht bei ihrer Herrschaft wohnen konnten, Unterkunft bot.

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